Was ist IBS? / Definition

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Unterkategorien von IBS

 

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Generelle Informationen zu IBS

1Was ist IBS?
Das Irritable Bowel Syndrom (IBS), auf Deutsch „Reizdarmsyndrom“, ist eine komplexe Erkrankung des Verdauungstrakts. IBS zeichnet sich durch chronische Darmbeschwerden aus, welche für die Patienten meist sehr belastend sind.
Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine sehr häufige Erkrankung. Die allgemeine Prävalenz in der Bevölkerung wird je nach Studienpopulation und Ort zwischen 7 und 15% angenommen. Die Hälfte aller Patienten insgesamt, die an Magen-Darm-Problemen leiden, erhalten schlussendlich die Diagnose eines Reizdarmsyndroms, wobei Frauen doppelt so oft betroffen sind wie Männer.

Je nach Art der Beschwerden werden, drei Unterkategorien unterschieden: IBS-C (IBS mit Verstopfung), IBS-D (IBS mit Durchfall) und IBS-A (IBS Mischform mit abwechslungsweise Verstopfung und Durchfall).


Typische Beschwerden bei IBS sind:

• Schmerzen beziehungsweise Unwohlsein im Unterleib (wobei der Bereich unterhalb der Taille und oberhalb der Hüften als Unterleib bezeichnet wird). Dieses Symptom tritt bei IBS am häufigsten auf und gilt somit als das entscheidende Symptom bei IBS.
• Veränderungen der Stuhlgang-Gewohnheiten. IBS führt zu einer Veränderung des Stuhlgangs hinsichtlich seiner Konsistenz und/oder Häufigkeit. Entsprechend dieser wird zwischen den einzelnen IBS-Unterkategorien (IBS-C, IBS-D, IBS-A) unterschieden.
• Die Symptome treten über eine lange Zeit auf und können während dieser kommen und gehen. Verbesserungen beziehungsweise Verschlechterungen der IBS-Symptome sind keine Seltenheit.
• Weitere typische Symptome sind Blähungen (abdominelle Distension), Windabgang, seltener und insbesondere bei gleichzeitig vorhandener funktioneller Dyspepsie (FD) vorhanden, Übelkeit, Sodbrennen, Völlegefühl oder ein zu schnelles Sättigungsgefühl.
• Zusätzlich zu den oben beschriebenen Symptomen, welche in direktem Zusammenhang mit dem Verdauungstrakt stehen, klagen Patienten häufig über extraintestinale Symptome. So kann es z.B. zu Müdigkeit, Muskelschmerzen, Schlaflosigkeit, Einschränkungen der Sexualfunktion, Schmerzen im Bereich des unteren Rückens beziehungsweise Kopfschmerzen kommen.

Lesen Sie die genauen fachärztlichen Kriterien für ein Reizdarmsyndrom unter "Ausschlusskriterien / Rom III-Kriterien".
2Was kann gegen IBS getan werden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten ein IBS zu behandeln beziehungsweise die Beschwerden zu lindern. Eine Möglichkeit ist die Umstellung der Lebensweise (sehen Sie hierzu auch „Hilfreiche Tools zur IBS-Behandlung“ für Patienten).

Falls dies zu keiner Verbesserung der Erkrankung führt, können weitere Schritte unternommen werden. Hilfreich hierbei ist es z.B. ein Tagebuch mit genauen Beschwerden zu führen. So können Sie als Arzt sehen, wie sich die Symptome des Patienten über die Zeit verhalten und daraus wichtige Schlussfolgerungen für die Behandlung Ihres Patienten ziehen. (Hier können Sie ein Ernährungstagebuch herunterladen.)

Des Weiteren, insbesondere, wenn die oben genannten Massnahmen nicht ausreichen, können Medikamente eingesetzt werden. Sehen Sie hierzu "Was kann medikamentös unternommen werden?".

IBS ist zwar eine sehr komplexe Erkrankung, die Wissenschaft erzielt jedoch ständig neue, hilfreiche Erkenntnisse bezüglich der Behandlung von IBS.
3Was kann medikamentös unternommen werden?
Viele Patienten, die zu Ihnen kommen um ein Reizdarmsyndrom behandeln zu lassen, haben mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits viele Möglichkeiten (z.B. Anpassungen der Essgewohnheiten, spezielle Diäten, Änderungen der Lebensweise, ...) ausprobiert um ihre Symptome zu lindern.
Unter „Hilfreiche Tools zur IBS-Behandlung“ finden Sie diverse Anregungen wie Sie Ihren Patienten helfen können, ohne Medikamente verschreiben zu müssen.

Falls diese Massnahmen allerdings keinen Effekt zeigen beziehungsweise kein zufriedenstellendes Resultat erreicht werden kann, empfiehlt es sich (zusätzlich) eine medikamentöse Behandlung einzuleiten. Die Medikamentengabe wird individuell auf jeden Patienten angepasst. Oft reicht ein einzelnes Medikament nicht aus und es muss ausprobiert werden, was am wirksamsten und am besten verträglich ist.


- Bauchschmerzen oder Krämpfe
Krampflösende Mittel → Entspannung der Muskeln im Verdauungstrakt
(z.B. Pfefferminzöl, Metixen, Scopolaminbutylbromid oder Mebeverin)
Schmerzlindernde Mittel → Diese Medikamente wurden ursprünglich zur Behandlung von Depressionen (Trizyklische Antidepressiva wie Amitryptilin, Trimipramin, SSNRI wie Venlafaxin) entwickelt. In geringen Dosen eingesetzt, wirken sie insbeondere auf das enterische Nervensystem mit positiver Entwicklung auf die Schmerzwahrnehmung. Eine Behandlung sollte für mindestens 6 Wochen erfolgen, bevor eine fehlende Wirkung konstatiert werden kann.

- Verstopfung
Abführmittel → Der Stuhl wird weicher und die Entleerung wird dadurch erleichtert.
(Quellstoffe (Sterculia) und osmotische Laxantien (Polyethylenglykolderivate) sind längerfristig besser verträglich. Senna und Bisacodyl sind bei längerer Anwendung schlechter verträglich.) Linaclotid ist für die behandlung des IBS-C zugelassen und bessert sowohl Stuhlfrequenz und Konsistenz, wie auch abdominelle Schmerzen.

- Durchfall
Antidiarrhoica → Vor Einsatz einer Medikation muss die Ursache der Diarrhöe besser eingeordnet werden. Bei FODMAP-Sensitivität sollte eine entsprechende Ernährungsberatung versucht werden. Der Stuhl wird verfestigt, indem der Transport durch den (Dick-)Darm verlangsamt wird und so mehr Wasser entzogen werden kann.
Da sich bei IBS-Patienten häufig eine Gallensalzsensitivität finden lässt, ist ein Therapieversuch mit Cholestyramin (initial auf die Nacht getrennt von anderen Medikamenten geben) lohnenswert. Eine Behandlung durch Serotoninrezeptormodulatoren (Ondansetron) hat ebenfalls eine Wirkung auf die intestinale Transitzeit. Loperamid hilft bei chronischem Durchfall; Schwarztee, Kohle, Heidelbeeren, Himbeer- und Brombeerblätter können ebenfalls ausprobiert werden.

- Blähungstreibende Mittel
Blähungen bedürfen primär einer besseren Charakterisierung. Geht es um Windabgang oder um abdominelle Distension oder Beides? Auch hier sollte eine Nahrungsmittelunverträglichkeit (FODMAP) diskutiert werden und gegebenenfalls angegangen werden. Zusätzlich können z.B. die Antischaummittel Simeticon oder Dimeticon, sowie verschiedene gut wirksame pflanzliche Mittel (wie z.B. Pfefferminz, Anis, Fenchel, Kümmel) eingesetzt werden.



- Weitere Medikamente
Probiotika, wie Bifidobakterien, können den Aufbau einer gesunden Darmflora unterstützen. In der Schweiz sind nicht alle Präparate über die Krankenkasse erhältlich, die eine gute Wirkung zeigen (VSL-3, Symbio-Lact).
4Arztbesuch
Etwa 7% - 15% der Weltbevölkerung leidet unter IBS. Viele dieser Patienten haben eine lange, oft missverstandene, Leidensgeschichte hinter sich. Nicht selten, waren sie bereits bei einem oder mehreren Ärztinnen/Ärzten, ohne die erhoffte Unterstützung zu erhalten.
Wichtig ist es deshalb sich als Arzt/Ärztin Zeit für die Anliegen der Reizdarm-Patienten zu nehmen und ihnen nicht das Gefühl zu geben, dass ihre Krankheit „unwichtig“ oder gar „eingebildet“ ist. Die Wissenschaft konnte in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte in der Erforschung von IBS erzielen, weshalb viele Ärztinnen und Ärzte besser über IBS informiert sind. Dies führt auch zu besseren und vielfältigeren Behandlungsmöglichkeiten.

Um eine Reizdarmerkrankung festzustellen sind verschiedene Untersuchungen vorzunehmen, um andere Erkrankungen ausschliessen zu können. Wichtig bei der Definition von IBS sind auch die Rom III-Kriterien. Mehr hierzu finden Sie unter "Ausschlusskriterien / Rom III-Kriterien"

IBS-C

1IBS-C Mit Verstopfung
Patienten mit IBS-C (IBS-Constipation) leiden an einem Reizdarmsyndrom mit Verstopfung (Obstipation; englisch: Constipation).
Nicht immer wird das Selbe unter Verstopfung verstanden. Auch Patienten und Ärzte verstehen manchmal etwas anderes unter dem Begriff Verstopfung. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Patienten genau nach deren Symptomen und Beschwerden befragen.
Generell versteht man unter Verstopfung aber harten, unregelmässigen Stuhlgang, das Gefühl der unvollständigen Entleerung beziehungsweise das Gefühl Stuhl entleeren zu müssen, aber nicht zu können. Die Grenze zur Obstipation wird bei weniger als 3 Stuhlgängen pro Woche definiert; zur Quantifizierung der Stuhlbeschaffenheit kann der Bristol Stool Questionnaire genutzt werden.

Unter „Hilfreiche Tools zur IBS-Behandlung“ finden Sie einige Möglichkeiten Ihren Patienten zu helfen deren Symptome zu lindern.

Zusätzlich können Sie Ihren Patienten je nach dem Medikamente zur Krampflösung, Schmerzlinderung, sowie Abführmittel verordnen. Ausserdem sind neue Medikamente, welche spezifisch für das IBS-Syndrom entwickelt wurden, verfügbar.
Mehr hierzu finden Sie unter „Was kann medikamentös unternommen werden?“.

IBS-D

1IBS-D Mit Durchfall
Patienten mit IBS-D (IBS-Diarrhea) leiden an einem Reizdarmsyndrom mit Durchfall. Durchfall bedeutet, dass man weichen oder wässrigen Stuhlgang hat und oft mehrfach am Tag (meist dringend, besonders nach dem Essen) die Toilette aufsuchen muss. Die häufigsten Symptome bei IBS-D sind Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall.

Meist braucht es einige Zeit und einige „Behandlungsversuche“, bis der richtige Umgang mit der Erkrankung gefunden wird.
Unter „Hilfreiche Tools zur IBS-Behandlung“ finden Sie Möglichkeiten Ihren Patienten zu helfen deren Symptome zu lindern.

Zusätzlich können Sie Ihren Patienten je nach dem Medikamente gegen Durchfall, zur Krampflösung, sowie Schmerzlinderung verordnen. Ausserdem sind neue Medikamente, welche spezifisch für das IBS-Syndrom entwickelt wurden, verfügbar.
Mehr hierzu finden Sie unter „Was kann medikamentös unternommen werden?“.

IBS-A

1IBS-A Mischform mit Verstopfung und Durchfall
Patienten mit IBS-A (oft auch IBS-M genannt) leiden unter einem alternierenden Stuhlbild. Das heisst, dass sich Phasen von Durchfall mit Phasen von Verstopfung abwechseln. Es handelt sich demnach um eine Mischform von IBS-D und IBS-C. Da sich die Behandlung von IBS vor allem auf die Hauptsymptome fokussiert, sollten Sie, in den Phasen mit Verstopfung, Ihren Patienten die Ratschläge zu IBS-C erteilen und umgekehrt in den Phasen mit Durchfall diejenigen zu IBS-D.

Unter „Hilfreiche Tools zur IBS-Behandlung“ finden Sie Möglichkeiten Ihren Patienten zu helfen deren Symptome zu lindern.

Zusätzlich können Sie Ihren Patienten je nach dem Medikamente gegen Durchfall, Abführmittel, zur Krampflösung, sowie Schmerzlinderung verordnen. Ausserdem sind neue Medikamente, welche spezifisch für das IBS-Syndrom entwickelt wurden, verfügbar.
Mehr hierzu finden Sie unter „Was kann medikamentös unternommen werden?“.